Hang the Guru

Bildquelle: pixabay
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(erstellt am 28.12.2015)

 

Also vor Jahren (2012) der "Skandal" um die Verfehlungen des John Friend durch den Yoga-Blätterwald rauschte, distanzierten sich geschwind etliche High Class Anusara Yogalehrer von ihm und sogar teilweise von dem System.

 

Als all dies geschah verfolgte ich die Neuigkeiten mit einer beinahe kindlichen Verwunderung.

Dachten diese ganzen Yogis tatsächlich bis dahin, dass John Friend ein Heiliger ist?

Oder irgend ein anderer Yogalehrer?

Nein verdammt, es waren und sind Menschen wie Du und ich!

(Diejenigen, die jetzt mit Anusara Yoga und der Geschichte von John Friend nichts anfangen können, dürfen gerne einmal googlen. Ihr werdet schnell fündig werden)

 

Erstaunlich war auch, dass John Friend bereits nach kürzester Zeit mit einem neuen "System" an den Start ging, aber mit der gleichen Attitüde - sofort ging es wieder auf "Tournee". Aber sein Yogastern war bereits gesunken.

Warum sich alle von den Fähigkeiten des einstigen Super-Gurus abwendeten - ich konnte es auch hier nicht nachvollziehen.

 

Auch ich habe den Anusara Weg eine ganze zeitlang beschritten.

Allerdings erkannte ich sehr schnell, dass es hier auf der monetären, also geschäftlichen Ebene doch einiges gab, womit ich nicht einverstanden war (so wurden mitten meines Teacher Trainings Inhalte geändert, dahingehend, dass Dinge plötzlich nicht mehr Teil des Trainings waren und jetzt extra zu zahlen waren).

Ich verstand die wirtschaftliche Notwendigkeit mit seinem Unterricht Geld zu verdienen, aber andere quer über den Tisch zu ziehen, fand ich damals so merkwürdig, dass ich mich komplett davon gelöst habe. - und noch heute bin ich mehr als froh darüber.

 

Seit etlichen Jahren unterrichte ich nun selbst und habe auch schon viele Yogis kommen, bleiben und gehen sehen.

Und einmal wurde ich auch unverhofft zum "Guru" eines Pärchens.

Mein Anspruch an mich und meinen Unterricht ist immer: Das Beste zu geben und für jeden Einzelnen zu jedem Zeitpunkt da zu sein, den Menschen zuzuhören und falls gewünscht Ratgeber zu sein.

Nun, irgendwie hatte ich es hier vielleicht zu gut gemeint.

Ich rege meine Teilnehmer immer an, zu reflektieren, zu schauen, ob Sie meine Anweisungen und Worte nachvollziehen können  - im Geist und im Körper.

Mein Teilnehmer sagte dann eines Tages "Wenn man seinen Meister gefunden hat, stellt man das nicht in Frage". Solche und ähnliche Aussagen wiederholten sich in der folgenden Zeit ständig.

Ich gebe zu, ich war auch geschmeichelt, aber irgendwie war es mir auch ein wenig unangenehm, fühlte ich mich doch so keineswegs meisterhaft

 

Ein paar Monate später verabschiedete sich dieser Mann nebst seiner Partnerin "Ich brauche keine weiteren Kurse mehr, ich habe das Wesen des Yoga mehr als verstanden", während seine Partnerin auf EMS-Training umgestiegen ist.

 

Als Lehrer bist du immer auch Projektionsfläche für die Träume deiner Schüler.

Und in dem Moment, in dem die Menschen erkennen, dass du ein ganz normaler Mensch bist, der Gefühle kennt wie Ärger oder auch Neid, ein Mensch der auch mal zu viel trinkt und nicht jeden Morgen um 5 seine Yogamatte ausrollt, sondern statt dessen um 1 Uhr nachts noch wach ist, ein Mensch, der mit Ecken und Kanten durchs Leben geht - dann ist der Fall umso tiefer, je höher man dich vorher gehoben hat.

 

Auch hier zählt Ehrlichkeit.

Auf allen Seiten. Sowohl als Schüler als auch als Lehrer.

Als Lehrer versuche ich heute noch authentischer zu sein. Ich will nichts und niemanden darstellen, sondern einfach nur Ich sein.

Ich habe gelernt, dass es als Lehrer auch mal für beide Seiten gut sein kann, eine freundliche, liebevolle Distanz zu waren.

 

Alle Schüler kann ich nur ermutigen:

Hinterfrage dich selbst, was tatsächlich da IST und was du hineininterpretierst. Und das trifft im Übrigen auf alle Beziehungen, nicht nur auf Yogalehrer, zu.

 

Aber wenn im Zweifel wieder mal einer den Kopf hinhalten muss, dann HANG THE GURU! Wir halten das aus.